Bewerbungsfotos gelten noch als üblich, wenngleich auch mit abnehmender Tendenz. Schützen uns Bewerbungen ohne Fotos vor Diskrimierung? Können wir durch Bewerbungsfotos Vorteile erzielen?

Bewerbungsfotos gehören für viele Führungskräfte und Arbeitgebende  zu den Standardinhalten einer Bewerbung. Doch seit einigen Jahren sind Fotos ein kritisch diskutiertes Thema. Diskrimierung und Benachteiligung stehen im Raum. Seit 2006 dürfen Arbeitgebende Bewerbungsfoto nicht mehr nachträglich anfordern.

Laut Forschung ist die Eignungseinschätzung der Bewerbenden eine Schwierigkeit: Attraktive Bewerbende werden systematisch besser eingeschätzt als weniger attraktive („Attraktivitätseffekt“).

In einer Studie von Kanning und Wördekemper (2019) wurde der Aspekt der Attraktivität bei der Eignungsentscheidung getestet. Teilnehmende mit und ohne Berufserfahrung im Bereich Personalauswahl nahmen an der Studie teil. Aufgabe war es, einen fiktiven Bewerbenden anhand eines Lebenslaufs einzuschätzen und zu bewerten. Jeder Lebenslauf enthielt auch ein Bewerbungsfoto.

Die Ergebnisse:

  • das Geschlecht hat keinen signifikanten Einfluss auf die Beurteilung
  • die Farbe (schwarz-weiß, farbig) hat keinen signifikanten Einfluss auf die Beurteilung
  • Attraktiv empfundene Bewerbende werden in den Kategorien Sozialkompetenz und Leistungsfähigkeit besser bewertet, als weniger attraktiv empfundene Bewerbende.
  • Attraktiv empfundene Bewerbende werden eher zum Vorstellungsgespräch eingeladen, als weniger attraktiv empfundene Bewerbende.
  • Attraktiv empfundene Bewerbende werden häufiger eingestellt als, als weniger attraktiv empfundene Bewerbende.
Was kann man tun, um sich vor Urteilsfehlern zu schützten?

Entscheider*innen sollten die eigenen Handlungen im Auswahlprozess kritisch reflektieren. Hilfreich kann es auch sein, die Vorauswahl extern begleiten zu lassen. In jedem Fall das Foto bei der Personalauswahl so lange wie möglich unbeachtet lassen. Natürlich ist auch eine enge Bewertung anhand des Anforderungsprofils hilfreich.

Wir machen sehr gute Erfahrungen damit, in den Auswahlprozess eingebunden zu sein. Beispielsweise, indem wir die Vorauswahl der Bewerbenden unterstützen, ein Anforderungsprofil erstellen und bei der Wahl von Auswahlkriterien professionell beraten. Auch die Begleitung eines Personalauswahlgesprächs hat sich bisher noch immer gelohnt. 4 Augen sehen halt mehr als 2 und auch die Einnahme verschiedenen Perspektiven (intern und extern) liefern unterschiedliche Informationen, die zu einer besseren Gesamteinschätzung führen.

Tipp

Unbedingt ein hochwertiges Bewerbungsfoto erstellen, dass die berufsbezogenen Persönlichkeitseigenschaften perfekt wiedergibt. Unter Werbeaspekten ist das hilfreich. Und in jedem Fall einen sympatischen Eindruck erzeugen: Das geht durch sogenannte Verstärker (lächeln, Blickkontakt, Entspannung …). Sympathische Personen werden besser eingeschätzt …

 

Literatur

Wirtschaftspsychologie aktuell. Ausgabe 3/2019. Jobfrust oder Leidenschaft.